Schule Teil 1
Teil 1: Von der Einklassenschule zur POS
An den Anfang stellen wir eine Thematik, der sich jeder im Leben einmal stellen muss - das Lernen.
Im 17. Jh. ein hart erkämpftes Gut - heute von der künstlichen Intelligenz bedroht! So ändern sich die Zeiten! Unsere Quellenlage zu der 397 Jahre währenden Beschulung der Kinder aus Burgscheidungen, Kirchscheidungen, Tröbsdorf und später Thalwinkel ist recht umfangreich. Wir beziehen uns dabei auf die Schulchronik von 1873, angelegt von Lehrer Hindorf. Das Dokument beschreibt auch frühere Zeiten und wurde nach 1945 von verschiedenen Lehrern, besonders vom damaligen Schulrektor Rudolf Tomaszewski und ab 1961 bis 2000 von Manfred Lauterbach fortgeführt (siehe auch MZ-Artikel vom 20./21.11. 2021).
Aus der Chronik ist ersichtlich, dass 1603 der erste Lehrer Blasius Barthel unter sehr einfachen Verhältnissen in einer Wohnstube die Knaben des Dorfes - auf freiwilliger Basis - unterrichtete. Eine allgemeine Schulpflicht gab es erst viel später, im Jahre 1750. Seit 1878 existierte das erste eigene kleine Schulgebäude im Ort, heute gegenüber von der Familie Rischpeter, gegenwärtig von Familie Reupsch bewohnt. Hier wurden in einem Raum alle Kinder des Ortes im Alter von 6 bis 14 Jahren zeitgleich von einem Lehrer unterrichtet. Wir wissen auch, dass bis 1888 von den Eltern Schulgeld in Höhe von 3,25 Mark pro Kind/Jahr zu entrichten war.
Soviel zu den Eckdaten; schauen wir uns die inhaltlichen Schwerpunkte nun etwas genauer an.
Beginnen möchten wir mit der Schulentwicklung vom 17. bis 19. Jahrhundert.
Im 1. Abschnitt der Chronik wird diese unter „Bemerkungen über frühere Verhältnisse hiesiger Schule, soweit diese durch Erkundungen ermittelt werden konnten“ beleuchtet. Also! Nichts Genaues weiß man nicht!
Ob Blasius Barthel, der 1603 hier seinen Dienst begann, wirklich der erste Lehrer Burgscheidungens war, ist nicht zu ermitteln. Derartige Chroniken, sofern sie im Original die Wirren von Kriegen, Bränden und Umzügen überhaupt überstanden haben, geben Auskunft über Alltagsgegebenheiten, die dem Chronisten selbst auffielen oder ihm zugetragen wurden, d.h., sie sind stets subjektive Zeugnisse der Zeitumstände, häufig, wie auch in unserem Fall, nachträglich vervollständigt. Wir werden wohl kaum einen Eintrag mit dem Wortlaut: „Hurra, endlich haben wir einen Lehrer in Burgscheidungen!“ finden, zumal in unserer Region nicht die wirtschaftliche Notwendigkeit bestand, sich mit einer flächendeckenden „Grundbildung“ zu beschäftigen.
Da sah es in der Erzbergbau-Stadt Eisleben oder in der „Tuchweber- und Eisenstadt“ Schmalkalden ganz anders aus. Letztere führte bereits 1609 die allgemeine Schulpflicht, auch für Mädchen, ein. Ein geschickter Schachzug in Sachen Allgemeinbildung und Arbeitsteilung - für die Buchführung in den Handelskontoren waren die Mädchen verantwortlich. Die Jungen erlernten handwerkliche Berufe. Das waren die von einem Schmied, Händler oder Tuchmacher. Von derartigen Entwicklungsmöglichkeiten ahnte man im Unstruttal noch nichts. Um hier finanziell einigermaßen „über die Runden“ zu kommen, musste sich ein Dorfschullehrer mit den Machtverhältnissen der Zeit arrangieren und das bedeutete, sich mit kirchlichen Aufgaben auseinandersetzen. Kantor, Küster und Organist war er meist in einer Person. Daher rührt wohl auch der Ausdruck „Kanter“ für Dorflehrer.
An dieser Stelle sei an unsere langjährige Schulsekretärin – Frau Christa Giewald - erinnert, die das „K“ so schön rund aussprechen konnte, dass es beim Hörer als gelutschtes „G“ ankam und man die Klöße zur Gans förmlich schmecken konnte. Ja, Tante Christa prägte so manchen Begriff, den wir auch noch heute verwenden, sie war Meisterin im Erfinden von Pseudonymen, was „Jacky“ oder „Mimi“ beweisen.
Zurück zum Dorfschullehrerdasein im 17. Jh.
Folgende Auszüge aus der Schulchronik sollen den Beweis dafür geben, dass ein großes Bestätigungsfeld des Lehrers der Kirchendienst war.
Unbedingte Erwähnung muss ebenfalls Lehrer Koch (1773-1822) erfahren. Er hat mit 49 Dienstjahren die längste Zeit Schüler in Burgscheidungen unterrichtet. Die Schulchronik meldet, dass er beim Eintritt in den Ruhestand mit fast 70 Jahren von den Gemeindevätern einen Ruhesessel erhielt. Heute bekommen altgediente Lehrer eine Urkunde mit einer Prämie, die versteuert wird. Kochs Nachfolger Bornkamm weilte weitere 25 Jahre im Ort und C. Wolff wiederum von 1847-1867. Alle genannten Kollegen unterrichteten nach preuß. Schulpflicht, die 1750 eingeführt wurde. 34 Jahre lang war Paul Schlotter, Abiturient des Eislebener Seminars (1878-1912), hier tätig. Endlich bestand die Aussicht, dass in Burgscheidungen wieder geordnete Schulverhältnisse einziehen sollten. 1965 war sein Grab auf dem alten Friedhof noch vorhanden, wie sehr war solch ein Lehrer doch mit seinem Dorf verbunden! Häufig wird in der Chronik voller Stolz bemerkt: „Der selbe liegt auf hiesigem Friedhof bestattet.“
Nach dieser Lehrerübersicht müssen sich die folgenden Gedanken um die Schülerschaft und deren Lernbedingungen drehen. Wie viele Schüler Blasius Barthel unterrichtete, ist nicht bekannt. Auch sind keine verlässlichen Zahlen für nachfolgend unterrichtende Kollegen dokumentiert. Wir wissen nur, dass es ständig Streit über den Ort der Beschulung gab. Stiegen die Schülerzahlen kurzfristig, um 1870 waren es 60 zu unterrichtende Kinder, so sollte die Lehrerwohnung einen weiteren Raum für die Schüler zur Verfügung stellen. Das sorgte ständig für Unmut und Streit zwischen Lehrer und Obrigkeit, zumal die Bezahlung der Dorflehrer stark unter der eines Stadtlehrers stand.
Versetzter Vormittags- und Nachmittagsunterricht, Wanderlehrertum, nur 12 Präsenzstunden Unterricht für die Klassen 5 bis 8 und akuter Lehrermangel prägen schon vor 200 Jahren die Bildungslandschaft.
In der Schulchronik ist dazu folgendes zu lesen.
Praxisorientierter Unterrichtet, wenn man ihn so bezeichnen möchte, erhielt 1847 erste Anzeichen. Wie überall in Deutschland, so wurde auch in Burgscheidungen, der „Weibliche Handarbeitsunterricht“ eingeführt. Ein kleiner erster Beweis dafür, die Praxis in die Schulstube zu holen. 130 Jahre gab es diese Art Unterricht. Jeder von uns Älteren besitzt bestimmt noch sein Nadelkissen mit Kreuz- und Schlaufenstichen!! Lehrmittel als solche gab es kaum. Geld konnte u.a. vom „Schulpatron“ kommen, in unserem Ort war das der Graf von der Schulenburg. In der Chronik ist voller Stolz vermerkt, dass im Jahre 1876 eine Anschauungstafelserie Winkelmannscher Bilder für 6 Mark gekauft wurde. Wie viel hat gleich der Schulrechner SR1 gekostet, 123 Mark der DDR??! Und wie stand es mit Wandertagen und Schulfahrten?
Auch hier gibt uns die Chronik Auskunft.
Lieber Leser unserer Zeilen, der erste Abschnitt Zeitreise in die Schulgeschichte ist geschafft!
Wir bemerken, dass sich viele staatlich angeordnete Fehlentscheidungen wiederholen, das tägliche Lehrer- und Schülerdasein ein sehr mühevolles war. Nur derjenige hatte Erfolg, der sich beständig in seiner Arbeit einbrachte.
Zur Schule im 20. Jh., den nächsten Abschnitt unserer Betrachtungen, lesen wir in der Schulchronik:
Der Vorschlag, die Schule mit elektrischem Licht zu versehen, wurde dagegen „bis auf weiteres“ abgelehnt. Mit Karl Galzsche, der am 1.8.1913 seinen Dienst begann und hier 21 Jahre tätig sein sollte, wurde die Burgscheidunger Schule wieder eine Halbtagsschule, die Kinderzahl stieg auf über 70 an.
Immer mehr ist jetzt auch von Wanderungen in die nähere Umgebung zu lesen - insgesamt gesehen ein hoffnungsvoller Anfang, der durch ein furchtbares Ereignis jäh unterbrochen wurde:
1.8.1914 – Beginn des 1. Weltkrieges!
Auch Lehrer Galzsche musste von 1915 bis 1918 „ins Feld“, d.h., der Unterricht fiel wieder aus, wurde vom Ortspfarrer Lindemann und dem Kirchscheidunger Lehrer Witte, so gut es möglich war, vertreten. Das Kriegsende 1918 brachte in der weiteren Folge auch neue gesetzliche Bestimmungen für die Schule. Am 27.11.1918 wurde per Ministerial-Erlass die geistliche Schulaufsicht im damaligen Preußen abgeschafft! Ein riesen Erfolg für den Lehrerberuf als solchen, endlich war der Lehrer kein „Kirchendiener“ mehr. Das Wort „Kanter“ hatte sich aber so in den Sprachgebrauch eingefügt, das es noch heute im ländlichen Raum verwendet wird, obwohl der Bedeutungsinhalt inzwischen gegenstandslos ist.
Es geht also aufwärts mit der Schule in Burgscheidungen. 1920 wird Lehrer Galzsche zum 1. Schulleiter am Ort, ein Elternbeirat wurde gewählt, am 15.12.1922 wurde mit Rudolf Teichmann der 1. zweite Lehrer (84 Kinder waren zu unterrichten) eingestellt.
Die Volksschule in Burgscheidungen gehörte zum Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Querfurt und war dem Kreisschulaufsichtsbezirk Naumburg unterstellt.
So ist es nicht verwunderlich, dass wir in den Quellen von 1925 lesen, dass die Sportfeste der Schüler aus dem Kreis Querfurt auch in Burgscheidungen stattfanden. Hiesige Sportler haben dabei beachtliche Ergebnisse erzielt.
Da die Schülerzahlen in den 20er Jahren erneut unter 60 sanken, gab es nach wie vor Streit um eine 2. Lehrerstelle bzw. angemessen ausgestattete Klassenräume.
Uns liegt aus dem Jahre 1926 eine Schulbestandsaufnahme vor, aus der das völlige Ausmaß dieser Schulmisere in Burgscheidungen ersichtlich ist.
Der interessierte Leser möge beim Quellenstudium die ungewöhnlichen
Begriffserklärungen für Klasse, Stufen und Unterrichtsabteilungen beachten; der Klassendefinition wird dabei noch die einer Abteilung zugefügt. Vor 100 Jahren war es auch wichtig abzufragen, in welchem Gesundheitszustand sich das Kind befindet (Nummer 10), wie lang der Schulweg sei (Nummer 11) und welcher Konfession der Lehrer ist (Nummer 15, 3 Religionen waren möglich! Seite ist hier nicht erfasst).
Die unglückliche Schulsituation hatte den Kreisinspektor Baltz im Juni 1929 wohl dazu bewogen, sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Zwischenzeitlich überschritt die Schülerzeit erneut die magische Grenze von 60 Kindern. Herr Baltz kam jedenfalls zu dem Fazit: Es muss an die Neueinrichtung eines Klassenraumes gedacht werden.
Schulvorstand und Gemeindevertreter aus Burgscheidungen und Kirchscheidungen fassten am 29.03.1930 den Beschluss zur Bildung eines Gesamtschulverbandes Kirchscheidungen - Burgscheidungen. Ein Schulneubau mit 3 Klassenräumen und einer Lehrerwohnung sollte - quasi auf halber Strecke, in der Hohle - entstehen. Damals wie heute wurde um die Finanzierung gestritten. Die beiden Gemeinden einigten sich auf eine auf vier bis fünf Jahre festgelegte Bezuschussung von je 1200 bzw. 1500 RM aus Burgscheidungen und aus Kirchscheidungen.
Jetzt könnte man denken: Endlich! Der Groschen ist gefallen! Weit gefehlt. Was im März 1930 noch so logisch erschien, wurde schon ein Jahr später in Frage gestellt. Regierungsbezirk und Kreis wollten nur dann zustimmen, wenn die
Wasserversorgungsfrage einwandfrei zu regeln ist, ohne „unverhältnismäßig hohe Kosten“ zu verursachen.
Die ortsansässigen Gemeindevertreter taten ihr bestes: Am 14.02.1938 schienen alle Unterlagen zusammen, Vor- und Nachteile des Geländes, also etwa:
a)
geschützte Lage, da es in einem sonst geschlossenen Talkessel liegt, vor allem im Schutze eines ost-westlich streichenden Berges
b)
Trinkwasser vorhanden, klar und rein, kommt anscheinend aus dem Berg
oder:
a)
etwas schattige Lage, da der Berg die Südsonne hält, vom Dezember bis Anfang Februar ohne Sonne
b)
im Hochsommer etwas Staubplage
c)
im Herbst Nebel
wurden aufgezeigt.
Zwischenzeitlich gab es auch unter den Bürgern der beiden Orte
Meinungsverschiedenheiten. Kirchscheidungen plädierte für eine dorfeigene Schule.
Wie dieser Disput ausging, weiß jeder von uns.
Für unsere Tröbsdorfer Leser sei an dieser Stelle daran erinnert, dass in Fragen
„Schuleinzugsgebiet“ von je her bürokratische Hürden zu beachten waren. Die linke Seite der Mühlstraße in Tröbsdorf gehörte zur Gemeinde Kirchscheidungen, d.h. dass um 1930 diese Schüler nach Kirchscheidungen in die Schule gehen mussten. Frau Ä. Wolf erinnerte sich dabei an Richard Franke und die Geschwister Herbert, Werner und Irmgard Wehle.
Zwischendurch gab es in Deutschland andere Probleme als die eines Schulneubaus. Am 30.01.1933 kam Adolf Hitler an die Macht und hatte mit seiner zweigleisigen Außenpolitik das Ziel, Deutschland auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Auch innenpolitisch kam es zu gravierenden Veränderungen. Die Gesellschaft wurde nach dem Prinzip eines Führerstaates organisiert. Die ideologische Grundlage dafür wurde bei den Kindern und Schülern gelegt.
Jeder von uns weiß aus seiner eigenen Familiengeschichte darüber zu berichten, was Krieg und Vertreibung mit den Menschen machen. In dieser Zeit geht es weniger um humanistische Schulbildung als vielmehr um das blanke Überleben.
Wir haben aus dieser Zeit auch nur weniges Quellenmaterial. 1934 schlossen sich Schüler vom 10. bis 14. Lebensjahr zum „Jungvolk“ zusammen. Die Elternbeiräte wurden aufgelöst und eine Schulgemeinde gebildet. Diese bestand aus Eltern und Angehörigen der „Hitlerjugend“. Als 1939 der Krieg ausbrach, fiel tage- und wochenlang Unterricht aus. Dann begann erneut die Zeit der Wander- und Vertretungslehrer. An eine 3. Lehrerstelle war nicht mehr zu denken. Auch junge Lehrer wurden zum Kriegsdienst einberufen.
Nach der bedingungslosen Kapitulation von Hitlerdeutschland am 8. Mai 1945 wurde auch in Sachen Bildung ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Potsdamer Konferenz vom August 1945 konnte zwar die grobe Entwicklungsrichtung vorgeben, entschieden musste aber situationsbedingt an der Basis. Eine für uns heute fast unvorstellbare Aufgabe. Für uns, im sowjetisch besetzten Sektor, galt der Befehl Nummer 40 vom 28.08.1945, wonach der Unterrichtsbeginn auf den 1.10.1945 festgelegt wurde. Dieser Befehl weist die Organe der Volksbildung bei den örtlichen
Selbstverwaltungsorganen an, nur solche Lehrer in den neuen Schuldienst zu übernehmen, die keiner faschistischen Organisation angehört haben.
In Burgscheidungen wurde der Unterricht am 1.März 1946 wieder aufgenommen.
Vorher gab es einfach keinen Lehrer. Mit den Umsiedlerkindern waren es 112, später
117 Schüler, die nun unterrichtet werden sollten. Dieser Aufgabe stellte sich der
Neulehrer Wolfgang Frey, ab 1947 kam dann Lehrer Koppke für ein Jahr dazu.
Bild: Neulehrer Wolfgang Frey mit seinen Schulkindern
Am 1.9.1948 begann der Neulehrer Schartmann als 2. Lehrer seinen Dienst, wenige Monate später wurde Altlehrer Bortloff, der bereits von 1934 bis 1946 hier tätig war, als 3. Lehrer wieder eingestellt. 3 Lehrer, das gab es in Burgscheidungen noch nicht. Frau Ingeborg Kusian begann ihren Dienst am 1.12.1948 und galt offiziell als der 1. Drittlehrer (nach der erneuten Entlassung von Herrn Bortloff) des Ortes. Sie war die 1. weibliche Lehrkraft in Burgscheidungen. Am 2.9.1946 begann das erste Schuljahr zu Friedenszeiten. Der Unterricht fand in einem Raum, von 7:00 Uhr bis 18:00 Uhr statt. Eine Flüchtlingsfrau, Frau Clara Kellner, zog in die oberen Räume (Bodenkammer) der Schule und reinigte täglich das Klassenzimmer. „Endlich ein Hausmeister!“, vermerkt die Chronik.
Im bitterkalten Wintermonat Dezember 1946 besaß die Schule kein Stück Holz oder Kohle, die Schüler werden trotzdem stundenweise bei 4 bis 8°C unterrichtet. Im Jahre 1947 tauschten die Schulstandorte Tröbsdorf und Burgscheidungen für ein Jahr ihre einzelnen Jahrgänge aus, um den Unterricht der Vier- und Sechsstufenklassen abzulösen, d.h. konkret:
in Burgscheidungen: 1. Klasse, 2. Klasse, 5. & 6. Klasse
in Tröbsdorf: 1. Klasse, 3. & 4. Klasse, 7. & 8. Klasse
Damit wurde die endlos lange Unterrichtszeit verkürzt.
In den Quellen finden wir bis 1949 derartige Zeugniskarten. Bitte beachten Sie, welche Fülle an Informationen auf diesen beiden Seiten gespeichert werden konnten.
Herr Frey und Herr Schartmann sorgten ebenfalls dafür, dass die Unterrichtsräume ansehnlicher aussahen. An ihrer Seite standen neben vielen Eltern und Schülern auch der Malermeister Weidner aus Laucha und der Tischlermeister Kramer aus Burgscheidungen. Eine räumliche Erleichterung gab es 1950, da im großen Pfarrhaus am Schulberg ein neues Klassenzimmer entstand. Edeltraud Müller, geb. Panse, eingeschult von Fräulein Kusian, kann sich noch gut an diese Zeit erinnern.
Überhaupt ist Frau Müller die einzige Burgscheidunger Lehrerin, die im Ort geboren wurde, die hiesige Schule besuchte, nach dem Studium hier Lehrerin wurde und nun ihr Rentnerdasein im Unterdorf verlebt. Frau Müller war während des Burgscheidunger Brückenneubaus auch die einzige Bürgerin, die von den Bauarbeitern einen Schlüssel für den Durchgang über die Behelfsbrücke zu ihrem Garten erhielt.
Am 1. Mai 1950 trat Herr Rudolf Tomaszewski seinen Dienst an. Er stammte aus Mücheln, kam von der Schule Jüdendorf-Kalzendorf durch staatliche Versetzung hierher. Herr Tomaszenski war bis 1979 Schulleiter in Burgscheidungen. Seine Frau Ingeborg, gleicher Herkunft wie ihr Ehemann, war 34 Jahre lang hier tätig. Beide waren das 1. Lehrerpaar in Burgscheidungen.
Bis 1954 ging es um die Verbesserung der pädagogischen Arbeit. Ein erster Schritt dazu war, die Schule in Tröbsdorf und Burgscheidungen unter eine Schulleitung zu bringen. Das „Schulkombinat Burgscheidungen/Tröbsdorf“ wurde 1951 gegründet. 1954 kam es zur Vereinigung der Schulen Burgscheidungen, Tröbsdorf und Kirchscheidungen zu einem Schulkombinat. Die Kinder der 3 Orte wurden unter einer Leitung klassenweise von neun Lehrern in 6 Räumen der 3 Orte unterrichtet. Der Mehrstufenunterricht wurde abgeschafft. Welch ein Fortschritt!!
Bild: Frau Tomaszewski mit Schulkindern, auf dem Passfoto ihr Mann
1955 gab es erstmals einen Pionierleiter an unserer Schule. Damit wurde die außerunterrichtliche Erziehung der Kinder organisiert, indem u.a. Schülerfeste und Gruppennachmittage durchgeführt wurden. Auch in der GST-Grundeinheit Schießsport konnten sich die Jugendlichen organisieren. Initiator war Herr Helmut Gehlfuß.
Das heißt aber nicht, dass nun alle Probleme gelöst sind. Es fehlte nach wie vor an Klassenräumen, sanitären Einrichtungen (die Kinder mussten in die Gaststätte auf die Toilette), es gab keine Turnhalle und der Schulhof war ein einziger Misthaufen. Nicht alle Eltern aus Kirchscheidungen sahen ein, ihre Kinder in das 2 km entfernte Burgscheidungen laufen zu lassen. Es gab ja noch keinen Schulbusverkehr.
1957 reifte langsam der Plan, dass im ehemaligen Rittergutsgebäude Burgscheidungen eine zentrale Schule für alle 3 Dörfer entstehen soll. Dabei musste beachtet werden, dass in dem Gebäude ehemalige Umsiedler untergebracht waren, wir erinnern an die Familien Martin und Wilhelmine Müller, Lina Zillicinskie, Emma Nitschke (Schwester), Karl Baier mit Frau, Kurt Wehle mit Familie, Paul Thiele mit Familie, Werner Scheffel mit Familie.
Nun musste erst Wohnraum und dann konnte Schulraum geschaffen werden. Hr. Tomaszewski betrachtet zweitere Aufgabe als seine Lebensaufgabe. Wir erinnern uns an Gespräche mit ihm, in denen er davon berichtete, dass er, teilweise im Alleingang, sofort nach dem Auszug einer Mietpartei Wände einriss, um ein weiteres Bewohnen unmöglich zu machen. Egal wie, 1958 war mit dem Einrichten eines ersten Klassenraumes der Grundstein für die weitere Entwicklung der Schule gelegt.
Hilfe bei der Schaffung einer Mittelschule in Burgscheidungen leistete auch die MTS, was das Schreiben vom 8.12.1958 beweist:
1959 wurde die 10-Klassen-Schulpflicht eingeführt, 1960 der UTP-Unterricht.
Unsere Schüler absolvierten diesen in der heimischen LPG.
1960 gab es weitere Verbesserungen für Eltern und Schüler. Der Hort, d.h. Früh- und Späthort bis 18:00 Uhr, wurde eingeführt.
Johanna David war die erste Horterzieherin. Sie betreute ab 1958 von 13-18 Uhr fast 20 Schüler der Klassen 1-4 in einem Tröbsdorfer Klassenraum, ab 1960-1962 fand diese Betreuung in Burgscheidungen statt.
29 Jahre lang war Eva Kaufmann, genau vom 01.09.1967 bis 31.10.1996, für die Hortbetreuung zuständig. Unschlagbar waren ihre Ruhe und Ausgeglichenheit.
Nicht selten musste sie alle Buskinder allein beaufsichtigen.
Bild: Eva Kaufmann beaufsichtigt Hortkinder an der Bushaltestelle
Frau Kaufmann half auch aus, wenn ein Kernfachlehrer gerade einmal im Babyjahr war. Als eine von hier hatte sie unser aller Respekt.
Überhaupt waren Respekt, Achtung und Fleiß die verbindenden Elemente in der täglichen Arbeit, egal, welche Funktion man an der Schule inne hatte.
An Frau Giewald, Schulsekretärin vom 01.11.1960 bis 31.07.1991, erinnert sich bestimmt jeder von uns. Unbarmherzig bestand sie auf der pünktlichen Abrechnung vom Milch- und Essengeld, kannte jeden Schüler persönlich, war stets bestens über das Konsumwarenangebot informiert und buk im Notfall für die Prüfungskommission einen Kuchen.
Was wären wir ohne die Küchenfrauen gewesen!
In Burgscheidungen wurde täglich frisch gekocht, Saisonfrüchte eingeweckt und auch darauf geachtet, dass die Schüler kein Essen wegwerfen. 35 Pfennige für Kindergartenkinder, 55 Pfennige für Schüler, 75 Pfennige für Lehrer, Erzieher, andere Erwachsene aus dem Ort, ein unschlagbarer Preis!
Frau Elfriede Müller und ihre Schwester, Frau Fritz, Frau Hendrich, Frau Grune, Frau Ölke, Frau Krawetzke, Frau Beck, Herr Klukas und andere waren in der Schulküche tätig. Jeder Schüler brachte täglich sein Essbesteck in einer Bestecktasche mit. In einem Gefäß mit warmem Wasser konnte er das Besteck auch reinigen.
Hausmeister, Heizer und Reinigungskräfte kümmerten sich ebenfalls neben ihren Tätigkeiten um das Gemeinwohl der Schule. Hier arbeiteten Rudolf Böttcher, Joachim Weinert, Werner Schmidt, Rüdiger Becker und Torsten Gehlfuß. Lina Zelisinski, Christa Giewald, Adelheid Pfützner, Hilde Ihle, Marga Richter, Ruth Braun und Anita Hörig reinigten das Schulgebäude und die Turnhalle.
1964 endete die Beschulung in den Schulaußenstellen in Kirchscheidungen (Gutshaus) und Tröbsdorf (Gaststätte, Sportunterricht). Alle Schüler fanden Platz im ehemaligen Gutshaus in Burgscheidungen.
Und jetzt beginnt auch der Abschnitt, an den sich die meisten Leser unserer Zeilen sicher erinnern können.
Vielleicht denken Sie noch an die qualmenden Kachelöfen in der alten Schule zurück, über denen Handschuhe und Hosen nach der Schneeballschlacht auf dem Schulhof getrocknet wurden!? Sicher ist der eine oder andere von Ihnen - natürlich heimlich - in der Milchpause einmal schnell zum Bäcker Jäger gegangen, um frische Brötchen zu kaufen.
Bild Bäcker Jäger
Spannend und sehr kurz waren ebenfalls die Schulgartenstunden bei Frau Müller.
Der Schulgarten befand sich zu dieser Zeit noch im Oberdorf, später der Garten von Familie Böhm bzw. Peschel. Für die Unterstufenkinder immer ein halber Wandertag.
Frau Rischpeter, wohnhaft gegenüber der alten Schule, hatte stets Angst um die Schüler, die den Türsturz als Aussichtsturm benutzten, um den Mitschülern zu verkünden: „Die.../Der... kommt!“
Von 1970-1991 wurden auch hier die Schüler aus Thalwinkel aufgenommen, Bad Bibra hatte für sie keine Raumkapazitäten mehr.
Damit hatte Burgscheidungen 236 Schüler, die höchste Anzahl Schüler in der Geschichte der Schule.
Inhaltsreich und sehr abwechselnd gestaltet waren die Pläne für das örtliche Ferienlager.
1967 wurde mit dem Ausbau der Scheunengrundstücke begonnen. Dabei sollte die Turnhalle entstehen. Matsch, Dreck, Bauschutt, ein herrlich verbotener Spielplatz!
1981 vermeldet die Chronik die Befestigung und Umzäunung des Schulhofes durch die Baubrigade des Gemeindeverbandes Laucha.
Dass die Burgscheidunger Lehrer nicht „bloße Stundenhalter“ waren, ist auch damit zu beweisen, dass es hier Chöre und Singegruppen mit Frau Tomaszewski, Frau Bölke, Frau Kühn, Frau Zwanzig, Frau Schmidt, Ferienfahrten und Wandertage, u.a. am Hohenwartestausee, unter Leitung von Herrn Gehlfuß, Jugendweiheveranstaltungen, örtliche Ferienspiele und die Kreiswanderroute gab. Ein Burgscheidunger Alleinstellungsmerkmal war auch das Erreichen der Schwimmstufe.
Frau Ehrlich, jetzt Künitz, hat unerbittlich, konsequent und zielsicher darauf gedrungen, allen Schülern das Schwimmen beizubringen, im Notfall auch durch Einzelunterricht.
Seit 1960 gab es an unserer Schule eine Laienspielgruppe, geleitet von G. Kamutzki und H. Schmidt, Bühnenbild H. Klier.
Die Burgscheidunger Lehrer mischten sich ins Dorfleben ein und waren demzufolge Teil von diesem.
Wenn das heute noch so wäre, gäbe es viele Disziplinprobleme und Missverständnisse überhaupt nicht.
So, liebe Leser! Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen einige Zeitdokumente bieten, die es eben nur in der Schule gibt. Vielleicht erkennen Sie sich wieder.
Hier weiterlesen - Schule Teil 2